Gedichte

Wir haben eine Sammlung verschiedener Gedichte für euch zusammen gestellt.
Die meisten der folgenden Gedichte stammen von Adolf Martin, zusätzlich gibt es noch ein Gedicht von Karl Röhrig

Adolf Martin

  • Geboren: 21.05.1880 in Dill
  • Gestorben: 16.03.1962 in Dill

Adolf Martin war der Sohn von Georg Martin aus Sargenroth und Karoline Michels aus Dill, die Familie wohnte in Dill an Hampeerisch.
Adolf Martin, war verheiratet mit Wilhelmine Caroline (Lina) Rech, geboren 1884 in Dillendorf gestorben 1971 Dill.
Sie hatten eine Tochter, Ella Martin „Hampeerisch Ella“ geboren 1912 verheiratet mit Otto Walber

Am 21 Mai 1954 zum 74. Geburtstag von Adolf Martin wurde ein Bericht in der Hunsrücker Zeitung veröffentlicht.

Dill. Am 21. Mai begeht in unserem Dorf ein weit über Dill´s Grenzen hinaus bekannte Persönlichkeit, Herr Adolf Martin, seinen 74. Geburtstag.

Noch in voller Rüstigkeit erfreut er uns nun schonlange durch seine Gedichte, teils ernster, teils heiterer Art. Keine Episode, die im Dorf passiert, gibt es, die er nicht im Reim festhält und bei passender Gelegenheit bringt. Alles, was unser Dörfchen verschönert, sei es eine Bank am Waldesrand, ein Kreuz auf dem Friedhof, stammt von ihm. Und ob aus Gedichten oder Verschönerungen: es spricht aus allem eine tiefe, innige Liebe zur Heimat – zum Hunsrück. Darum will ihm heute die Dorfgemeinde zu seinem Geburtstag von ganzem Herzen Glück wünschen und ihm Dank sagen für die vielen schönen Stunden, die er bereitet. Auch fernerhin werden sein Hunsrücklied ertönen und seine Gedichte vorgetragen werden. War Hans Sachs ein Schuhmacher und Poet, so ist er ein Landwirt und Dichter zugleich unser „Hampeersch-Vetter“.

Mein Dörfchen Dill

Das schönste Dörfchen weit und breit, romantisch und so still,
das ist und bleit zu aller Zeit mein trautes Dörfchen Dill.

Adolf Martin

Das schönste Dörfchen weit und breit,romantisch und so still,
das ist und bleit zu aller Zeit mein trautes Dörfchen Dill.

Wenn Winterstürme brausen, gehen sie über Wald und Hill,
dann liegt im Tal gebettet schön mein trautes Dörfchen Dill.

Und kommt der schöne Frühling dann mit Sonn und Blumen viel,
grüßt von der Brug der Wandersmann mein trautes Dörfchen Dill.

Und wenn die Abendglocken gehn, fleh ich zum Herrgott still,
Schütz Gott aus deines Himmels höhn, mein trautes Dörfchen Dill.

Der reiche Herbst mit seiner Pracht und bunter Wälder füll,
hat mit der Burg auch schön gemacht mein trautes Dörfchen Dill

Und soll es mal ans Scheiden gehen nach Gottes heilgen will,
dann ruft mein Herz, auf Wiedersehn mein trautes Dörfchen Dill.

Der schöne Herbst

Das war ein Herbsttag
Voll Sonnenschein
Schön wie im Frühling wohl,
Würzig und rein.

Adolf Martin

Das war ein Herbsttag
Voll Sonnenschein
Schön wie im Frühling wohl,
Würzig und rein.
Gelbbunte Hänge,
Saatgrüne Au´n
Farbfrohe Wälder
Grün, rot und braun,
        _________
Zwischen den Büschen
Schlängelt mein Pfad.
Sorglos, still äsend
Rehmutter naht.
Tändelnd auch springt nun
Die Tochter herbei. – –
Hoch in den Lüften
Ziehet ein Weih.
      _________ 
Goldperlen funkeln
An Gräsern und Zweig`
Glitzernde Sonnen
Diamanten gleich. – –
So steh ich fragend
Im Herbstsonnenschein:
„Kann denn der Frühling
Viel schöner sein?“

Ernte

Die Sense rauscht nun wieder
Im goldnen Ährenwald
Und legt die Halme nieder,
Froh regt sich Jung und Alt.

Adolf Martin

Eine Garbe ist in der Landwirtschaft ein Bündel aus Getreidehalmen, Früher wurde das Getreide bei der Getreideernte mit der Sichel, oder dem Reff gemäht und anschließend zu Garben gebündelt, indem man einige Halme um das Bündel wickelte, um es zusammenzuhalten. Zum Trocknen des Getreides stellte man mehrere Garben gegeneinander gelehnt auf dem Feld zu Kasten zusammen.

Die Sense rauscht nun wieder
Im goldenen Ährenwald
Und legt die Halme nieder,
Froh regt sich Jung und Alt.

Es steht der kräftige Bauer
Auf seinem Feld und mäht –
Ward ihm doch manchmal sauer
Die Saat die er gesät.

Bei Sonnenschein und Regen
Da reiste sie heran,
Nun heimset ein den Segen
Der fleißige Bauersmann.

Da stehen die schweren Garben
Im Felde, Hauf bei Hauf
Und wer bisher musst darben
Blickt hoffend Himmel auf.

Zum Erntedankfest

Wenn heute die jubelnden Glocken
Durch Felder und Wälder und Höhn
So freudig und voller Frohlocken
Durch Städte und Dörfer hingehen
….
Adolf Martin

Wenn heute die jubelnden Glocken
Durch Felder und Wälder und Höhn
So freudig und voller Frohlocken
Durch Städte und Dörfer hingehen –
Wenn heute die wehenden Fahnen
Sich blähn in Osten und West`
Dann soll uns dies alles gemahnen:
„Man feiert heut` Erntefest“.

Wenn gar keine Garben mehr stehen
Da draußen auf Acker und Flur
Und rauer die Winde schon wehen
Und stiller wird´s in der Natur – –
Dann feiert der fleißige Bauer,
der treu noch am Alten hält fest.
Nach Monden so schwer und so sauer
Ein fröhliches Erntefest. 

Nun hat er die Schätze geborgen
Die freundlich der Herrgott beschert.
Gebannt sind Kummer und Sorgen
Ums tägliche Brot dieser Erd.
Der Acker hat reichlich getragen,
dies stellt er zufrieden nun fest
Und freudig darf er da sagen:
„heut feiern wir Erntefest“.

Drum sollen die Glocken heut klingen
Hinaus in die Lande so weit
Und jedem zurufen und singen:
„Komm, fei´re auch Erntefest heut.“
Sie sollen die Menschen einladen
Als unseres Herrgotts frohe Gäst,
Den allen er schenket aus Gnaden
Ein fröhliches Erntefest.

Doch lasset uns dies nicht vergessen
Was Gottes Geschäftsordnung spricht:
„Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen“
Drum tu nur mit Fleiß deine Pflicht.
Dann magst du voll Zuversicht säen – –
Wer sich auf den Herrgott verlässt
Der feiert nach säen und mähen
Ein fröhliches Erntefest.

Nun wehet ihr Fahnen. – Ihr Glocken
Schallt in die Lande so weit;
Verkündet mit frohem Frohlocken:
„In Deutschland ist Erntefest heut“ –
So lasst uns den Herrgott denn loben
So lang wir noch hier seine Gäst,
Bis einst dann im Himmel dort oben
Wir feiern das Erntefest.

Nimm nicht...

Nimm nicht die letzte Ähre
Von dem Felde,
Den letzten Halm nicht
Der im Winde weht.

Adolf Martin

Nimm nicht die letzte Ähre
Von dem Felde,
Den letzten Halm nicht
Der im Winde weht.
Ich weiß es ganz gewiss
Das da in Bälde
Ein hungrig Wesen
Knabbernd dabei steht.

Nimm nicht den letzten Apfel
Von dem Baume.
Die letzte Beere nicht
Von ihrem Strauch.
Denn was da kreugt und fleugt
In weitem Raume
Ist Gast bei unserm
Lieben Herrgott auch.

Nimm von den Reben nicht
Die letzte Traube.
Der Schöpfer lies
So viele Dir gedeihen.
Ein durstiger Wandrer
Wird sie finden, glaube
Und Dir von Herzen
Dafür dankbar sein.

Teil mit dem Hungernden
Gern Deinen Bissen
Du wirst dabei
Noch immer reichlich satt
Und wirst am Ende

Deines Lebens wissen:
„Reichlich empfängt
Wer reich gegeben hat.“

Ich bin ein Bauer!

Wenn heute die jubelnden Glocken
Durch Felder und Wälder und Höhn
So freudig und voller Frohlocken
Durch Städte und Dörfer hingehen

Adolf Martin

Die deutsche Sütterlinschrift wurde ab 1915 in Preußen eingeführt. Sie begann in den 1920er Jahren die bis dahin übliche Form der deutschen Kurrentschrift abzulösen und wurde 1935 als Deutsche Volksschrift in den Schulen angewendet.

  1. Ich bin ein Bauer führ ein stolzes Wappen!
    Der Silber glänzend Pflug auf grünem Feld.
    Ob ich mit Ochsen pflüge, ob mit Rappen
    Das ist ganz gleich, mein Feld ist meine Welt
    Ich pflüge meine Scholle zu allgemeinem Wohle.
    Kommt früh der Tag, bricht spät die Nacht herein:
    Ich bin ein Bauer, will ein Bauer sein.

  2. Des morgens eh die Liebe Sonn sich zeiget
    und noch im Nebel liegt gehüllt die Welt,
    eh noch der Lerche Lied zum Himmel steiget
    find man mich pflügend schon auf meinem Feld.
    Dann knirscht des Pfluges Sohle zu allgemeinem
    Wohle, dann pfeif ich froh mein kleines Liedlein:
    Ich bin ein Bauer, will ein Bauer sein.

  3. Nahen Garnisonen, woll´n auf raub aus gehen,
    Bedrohen die Bauern, das bestellte Land.
    Dann lasse ich Pflug und Spann im Acker stehen
    Und greif zur Wehr mit Schwelger Bauernhand.
    Dann pflügt mein Weib die Scholle
    zu allgemeinem Wohle.
    Bis das die Frevler alle sich zerkraun.
    Und ich kann wieder ruhig Bauer sein.

  4. Doch werd ich alt und müd und schwer die Schritte
    Und nicht mehr meistern kann den Pflug die Hand
    Dann gillt dem jungen Annerle meine Bitte:
    Bleib treu dem Herrgott, treu dem Bauernstand
    Und pflügst du deine Scholle zu allgemeinem Wohle

Abendglocken läuten (1903)

Wenn die Abendglocken läuten
geht die Sonne still zur Ruh.
winkt dem Landmann vor dem Scheiden
auf dem Feld noch einmal zu:
„Feierabend, Feierabend, Feierabend, hörest du“.?

Adolf Martin

Wenn die Abendglocken läuten
geht die Sonne still zur Ruh.
winkt dem Landmann vor dem Scheiden
auf dem Feld noch einmal zu:
„Feierabend, Feierabend, Feierabend, hörest du“.?

Langsam schwinden Müh und Schmerzen
und der fromme Bauersmann
schickt aus dankbar frohem Herzen
nun sein Loblied Himmelan
„Preis und Ehre, Preis und Ehre, Preis und Ehre
Herr, hab dank“.

Sonne ist nun still geschieden,
Nebel zieht das Tal entlang.
überm Felde lagert Frieden
und der Abendglocken Klang:

Bim bam bim bam – bim bam bim bam –
bim bam bim bam – bim – bum – bam.
Überm Dorfe lagert Frieden und der
letzte Glockenklang.
bim – bum – bam

Zur Diller Kirmes (1952)

Vergangen ist wieder fast ein Jahr,
seit hier die letzte Kirmes war.
Und seit der Zeit sind viel Geschichten
passiert, davon ich möcht berichten.

Adolf Martin

Vergangen ist wieder fast ein Jahr,
seit hier die letzte Kirmes war.
Und seit der Zeit sind viel Geschichten
passiert, davon ich möcht berichten.
——
Das Dorf sieht nicht mehr aus so toll
als wie vor einigen Jahren wohl.
Die Häuser wären ja alle nett,
wenn man das nötige Geld zu hätt.
——
Doch Klaase Willi, es ist in Pracht
so fein hat er sein Haus gemacht
und mancher bleibt wohl staunend stehen,
der es noch im vorigen Jahr gesehen.
——
Selbst Kaisers Albert der da doch
am Hause hatte ein großes Loch
da kannst du heut mal gucken gehen,
da bleibst auch du heut staunend stehen.
——
Und wenn man so den Ort durchgeht,
ein andrer Wind wie früher weht.
Die Dorfstrass machte man viel breiter,
doch war das Geld schnell alle, leider.
——
Auch in der Gartenstraße dort
riss man die Gartenmauern fort.
Doch heute sind die Gärten schöner,
sind sie deshalb auch etwas kläner.
——
Der Helmut hat den Zaun gemacht
ganz neu, es ist ja eine Pracht.
Solch Lattenzaun soll sehr viel kosten,
doch wird er auch wohl niemals rosten.
——
Und Helmut dieser Kluge Mann
hat mir erzählt das später dann,
er der sich auskennt in den Sachen
nen Kindergarten will draus machen.
——
Auch Rudolf riss die Mauer ein
sie war ja gar nicht mehr so fein
und aus der Bitz, so tut er sagen
möchte er kein Kindergarten machen.
——
Der August Dietrich hat ganz frisch
die neue Scheune angestrich,
denn hat man Heiratsfähige Kinder
dann macht man sich einmal dahinter.
——
Auch Steffes Adolf, hört mal her,
der hat am Haus gearbeitet schwer.
Er ist, man kanns ja ruhig sagen,
als Leyendecker gut beschlagen.
——
Auch Alfred Hübner, es ist in Pracht
hat seinen Garten fein gemacht.
Und Jakob Hess ja auch nicht minder
der Dorfeingang ist schön, ihr Kinder.
——
Und kommt man auch von Kirchberg rein
wohnet der bekannte Gustav Klein,
er strich sein Haus aufs allerbeste
damit es schön am Diller Feste.
——
Auch unser Festwirt macht sein Haus,
das sieht nun nett und sauber aus.
Der kann es, sagen da die meisten,
der hat ja Geld, der kann sich´s leisten.
——
Auch Gustav Stumm, man kann es schauen,
macht neu den alten Gartenzaun.
Weil Emil sich ein Weib will nehmen
und er sich da nicht braucht zu schämen.
——
Denn wollen die Buben freien gehen
und steht dann alles gar nicht schön
dann will es keiner Maid behagen
„hier bleib ich weg“, tut sie dann sagen.
——
Auch unsre Straße wird geteert,
wie man schon lange hat gehört,
nachdem sie hier und dort erweitert
und an viel stellen schon verbreitert.
——
Auch die Kanalisation
da sprach man wirklich schon davon,
doch liegt die Sach in schlechten Händen,
man lässt‘s beim Sprechen nur bewenden.
——
So ist dann alles Mäuschen still
weil man nichts kann und auch nicht will
und zu den hier genannten Sachen
will man eine Wasserleitung machen.
——
Auch damit ist es schlecht bestellt,
man braucht viel Wasser und viel Geld
und ist´s viel billiger, lasst`s euch sagen,
tut man das Wasser weitertragen.
——
Das allerbeste kommt zuletzt
und müsst ihr gut aufpassen jetzt,
die Mieze schlug mir gestern ein Schnippchen,
macht junge in mein Nachtstopf Dippchen.
——
Und als ich voll nach Hause kam,
ich gleich zur Hand das Dippchen nahm,
da war es gar nicht mir zum Scherzen,
ich spürt im Leibe starke Schmerzen
und als ich in den Topf dann sah,
——
als fertig ich, hört was geschah,
da krabbelt es in dem Töpfchen drin,
das fuhr mir arg durch meinen Sinn,
ich zog sogleich die Stirne Krauss
und die Geschichte ist nun aus.

Dill (1866)

Du liegst so grau und still,
Du altes, liebes Dill,
Fernab vom Weltgetümmel,
Fast wie ein Stück vom Himmel.

Karl Röhrig

Du liegst so grau und still,
Du altes, liebes Dill,
Fernab vom Weltgetümmel,
Fast wie ein Stück vom Himmel.
***
Die Häuser scharen leise
Sich um die Burg im Kreise.
Die kleine Dorfkapelle
Ragt vor des Schlosses Schwelle
***
Wie hab´ ich einst gesehen
Auf dir die Fahnen wehen,
Die Herzen fröhlich schlagen
In festlich schönen Tagen,
Wenn aus des Grabes Banden
Die Ritter auferstanden,
Und wir mit ihnen spielten
Und traute Zwiesprach hielten,-
Wenn wir den Zeiten lauschten,
Wie sie vorüberrauschten!
Wie haben wir gesessen
Und Lust und Last vergessen!
***
Ja alles ist vergangen.
Ich spür`s mit tiefen Bangen,
Wie rasch die Jahre eilen.
Und trennten, töten, teilen.
***
Ich sehe auf die Mauern,
Die Brust voll stilles Trauern,
Voll Suchen und voll Sehnen,
Und meine Augen tränen.-
Was schaut ihr, Burgruinen,
Mich an mit trüben Mienen?
***
Du liegst so grau und still,
Du altes, Liebes Dill.